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Corona Teststrategie


Prof. Dr. med. Rolf Zander
Mail: cr-zander@widersprueche.eu
Web: www.widersprueche.eu

Bundesminister für Gesundheit
Herrn Prof. Dr. K. Lauterbach
Friedrichstraße 108
10117 Berlin

per E-Mail: poststelle@bmg.bund.de

07. Juli 2022

Corona Teststrategie

Sehr geehrter Herr Minister Lauterbach,

Sie sind nicht zu beneiden mit Ihrer übergroßen Auswahl an beratenden Experten:

  • Sie werden unterstützt von tausenden von Fachleuten in ca. 50 Universitätsinstituten (unvollständige Liste), 9 für Hygiene incl. Tropenmedizin, 8 für Mikrobiologie, 8 für Virologie, 8 für Immunologie, 7 für Infektiologie, 6 für Epidemiologie sowie 2 für Infektionsforschung.
  • Zahlreiche Fachgesellschaften ähnlichen Namens wie Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, Virologie, Immunologie, Epidemiologie, Infektiologie usw.
  • Die Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung zusammen mit dem Ratsvorsitzenden des Weltärztebundes helfen Ihnen.
  • Schließlich Ihr Expertenrat mit 19 Mitgliedern einschließlich Robert-Koch-Institut, Ständige Impfkommission, Deutscher Ethikrat, Virologen, Gesundheitsämter und ein Landrat.
  • Dazu noch Ihr 18-köpfiger Sachverständigenrat mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen.

Viele dieser Experten bemühen sich seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 in unzähligen Talkshows uns potentielle Patienten ausführlich zu informieren.

Sehr geehrter Herr Kollege Lauterbach,

wir sollten uns jetzt gemeinsam auf die – ärztliche Kunst – konzentrieren, die uns die Approbation für die Corona-Pandemie ermöglicht, nämlich Anamnese – Diagnostik – Therapie.

Nach unserem Verständnis ärztlicher Tätigkeit wird dieser Offene Brief wie beim Aufklärungsgespräch für Patienten eine Wortwahl erfordern, die von möglichst vielen Corona-Betroffenen, also potentiellen Patienten, hoffentlich verstanden wird.

Anamnese
Pünktlich zum 1. Juli dieses Jahres wurde der BERICHT DES SACHVERSTÄNDIGENAUS­SCHUSSES vorgelegt, von Bundestag und Bundesregierung eingesetzt: 160 Seiten, davon 32 Seiten mit 518 Literaturstellen. Die öffentlichen Reaktionen waren „zurückhaltend“, wie drei Reaktionen zeigen sollen:

Tagesschau 01.07.2022
Die beteiligten Wissenschaftler betonten auch die bedingte Aussagekraft. Hauptgrund hierfür ist die schlechte Datenlage. Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen "Der Bericht liefert ergänzende Hinweise, aber keinesfalls eine abschließende Bewertung der Wirkung von Corona-Schutzmaßnahmen". Es gibt aber auch Maßnahmen, zu denen das Gremium keine Aussagen trifft. Dazu zählen etwa die Impfungen.

SZ 02.07.2022
Bei der Vorstellung seines Berichts kam der Ausschuss am 01.07.2022 zu keinem eindeutigen Ergebnis, was die Bewertung der Maßnahmen betrifft. Die meisten – darunter Lockdown, Maskentragen und Kontaktbeschränkungen – seien wirksam gewesen; allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen verhältnismäßig und sinnvoll. Der Bericht kommt am Ende nur zu sehr oberflächlichen Einschätzungen, für die es keine Kommission gebraucht hätte. Die Chance auf eine hochwertige Evaluation wurde auf erschütternde Weise vertan.
Auch wenn man jetzt weiß, wie schädlich Schulschließungen sind und wie schändlich Deutschland mit seinen Alten und Kranken umgegangen ist, kann man keine dieser Maßnahmen für immer ausschließen.
Aber der Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) – Jurist mit hellseherischen Fähigkeiten – hat am gleichen Tag Lockdowns, Schulschließungen und Ausgangssperren bei der künftigen Corona-Bekämpfung ausgeschlossen.

SZ 06.07.2022
Der Bericht jenes Sachverständigenausschusses, der Vorschläge für ein besseres Infektionsschutzgesetz erarbeiten und nebenbei die Corona-Maßnahmen evaluieren sollte, gerät unter Fachleuten immer stärker in die Kritik. Das Kapitel zu den Maßnahmen sei handwerklich schlecht und entspreche nicht der guten wissenschaftlichen Praxis, kritisieren Experten.

Diagnostik ­– Teststrategie
Immer noch fehlt die geforderte Strategie, die Ihrem Vorgänger vom Unterzeichner Anfang 2021 übermittelt wurde, nachdem dieser schon im Juni 2020 auf Twitter mitgeteilt hatte „Testen, testen, testen – aber gezielt. Das ist unsere mit dem RKI entwickelte nationale Teststrategie“. Die Indolenz Ihres Vorgängers (Politikwissenschaftler) hat jede Reaktion verhindert.

Daraus folgt eine Teststrategie:

Kläranlagen: Frühdiagnostik von Hotspots plus Nachweis von Mutanten
Mit PCR-Abwassertests plus Sequenzierung ist die Viruslast schon ab einer Inzidenz von 5 pro 100.000 Einwohner messbar. Auch asymptomatisch Erkrankte und veränderte Viren (Mutanten) werden identifiziert, und zwar schneller und genauer, nämlich bis zu 10 Tage früher als die Zahlen des RKI dies melden.
Dazu der SPIEGEL (01.07.2022): Flächendeckende Abwasseruntersuchungen könnten verhindern, dass wir blind und ohne Vorwarnung in die nächste Coronawelle geraten. Insbesondere nimmt der Anteil der beiden neuen Varianten BA.4 und BA.5 deutlich zu. In vielen Ländern funktioniert das bereits. Nur Deutschland steckt noch in der Testphase.
Erst vor wenigen Tagen forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein neues »Pandemie-Radar«, das auch die Abwassertestung umfassen soll. Schon ab Mai passten die Stichproben nicht mehr zu den offiziellen Infektionszahlen: Die Inzidenzen gingen wochenlang bergab, die Virenlast im Wasser dagegen drehte bereits wieder in die andere Richtung. Zu lange hätten Gesundheitsministerium und RKI gezögert, das Verfahren flächendeckend einzuführen.

Diagnostik innerhalb von Hotspots
PCR  Innerhalb der aus dem Abwasser nachgewiesenen Hotspots werden bei Auftreten der ersten Symptome bei allen Erkrankten PCR-Tests durchgeführt, und zwar zusammen mit dem CT-Wert, der das Ausmaß der Virenlast beschreibt, also dem Maß für die Infektiosität des Patienten (RKI am 09.11.2020: „keine entsprechenden Pläne“).
PCR-Pool-Tests  In Schulen, Betrieben, Universitäten o. ä werden zu Schul-, Betriebs- oder Veranstaltungs- Beginn PCR-Pool-Tests für maximal ca. 20 Personen aus Spucke oder Mund-Spüllösungen vorgenommen, das Ergebnis liegt nach 2 - 3 Stunden vor. Bei einem positiven PCR-Test werden alle Einzelpersonen per PCR-Test erneut untersucht und dem Gesundheitsamt zur Kontaktverfolgung bzw. Isolation gemeldet.
CT-Wert  Der CT-Wert – bei jedem PCR-Test mitbestimmt – steht für „cycle treshhold“ und gibt an, wie viele Vermehrungszyklen notwendig sind, um das Erbgut des Virus nachzuweisen. Ist der CT Wert unter 30 nimmt man an, dass die Person noch infektiös bzw. ansteckend ist. Liegt der Wert über 30 ist die Person nicht mehr ansteckend. Der Ct-Wert ≥ 30 entscheidet also über das Ende einer Isolation (Quarantäne).
Kontakt-Nachverfolgung  Ab einem vom RKI festzulegenden CT-Wert erfolgt das Auffinden von sogenannten Hochansteckenden (Superspreadern). Nur diese werden vom Gesundheitsamt zur Kontaktver­folgung angesprochen und eine Isolation (Quarantäne) angeordnet. Zusätzlich erfolgt eine Sequenzierung zum Nachweis von Mutanten bei den Superspreadern.
Antikörper-Tests / Impfpass  Geimpfte und Genesene erhalten einen Impfpass, in dem ein AK-Nachweis (insbesondere IgG-Titer) vermerkt ist. Dieser Test belegt die langfristige (IgG) Immunisierung und fehlende Infektiosität und dient der Aufhebung Beschränkungen. Ein solcher Impfpass geht zurück auf den Grünen Pass in Israel, nach dem 3,2 Mio. (2,5 Mio. eine Woche nach Impfung plus 0,7 Mio. Menschen nach überstandener Infektion) als immunisiert und nicht infektiös gelten (SZ 22.02.2021).
Eigener IgG-Titer  Für Interessierte ergibt sich damit die Möglichkeit, einen eigenen IgG-Corona-Antikörper-Titer in Auftrag zu geben, mit dem Ziel, die Notwendigkeit einer 3. oder 4. Corona-Impfung (Booster) zu planen. Entsprechende Ergebnisse einer Beobachtungsstudie wurden Ende 2021 veröffentlicht (s. Anhang).

Therapie
Bei den möglichen Therapeutika, MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DER COVID-19 PANDEMIE, hält sich – freundlich formuliert – die Evaluationskommission diskret zurück, wie folgende „Kostproben“ belegen sollen:

  • Die Evaluationskommission hat sich entschlossen, zu zwei Punkten keine Stellung zu beziehen: zu Kosten-Nutzen-Analysen der Maßnahmen und zu Impfungen als Maßnahme zur Bekämpfung des SARS-CoV-2.
    Die Wirksamkeit der Impfung als Maßnahme zur Bekämpfung des SARS-CoV-2 kann … nicht behandelt werden, dies schließt auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht mit ein.
  • Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, Infektionsketten zu unterbrechen und Personen mit erhöhtem Risiko zu schützen, wurden in Deutschland verschiedene Maßnahmen zur Minderung von Risikosituationen ergriffen. Im Folgenden werden die Maßnahmen Lockdowns, Öffnungen nach 2G- und 3G-Regelung, Kontaktnach­verfol­gung, Quarantäne, Isolation, Tests und Schulschließungen behandelt.
  • Die Evaluationskommission hat zwar versucht, den Graubereich zwischen „wirksam“ und „unwirksam“ einzuengen und damit den Entscheidungsträgern mögliche Abwägungen zu vereinfachen, sieht aber aufgrund fehlender Kausalanalysen in vielen Bereichen nicht die Möglichkeit, klare Aussagen zu treffen.
  • Lockdowns erwiesen sich als wirksamer, wenn diese zu einem frühen Zeitpunkt durchgeführt wurden.
  • Aufgrund der biologischen und physikalischen Plausibilität gibt es keinen Zweifel, dass die Reduktion enger physischer Kontakte zur Reduktion von Infektionen führt.

Fazit: Keine Angaben zu möglichen Therapeutika.

Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen besser gerüstet sind (SZ 04.07.2022): Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat angekündigt, die Datenlage für den Kampf gegen die Pandemie zu verbessern. Krankenhäuser sollen in Echtzeit melden, wie viele Corona-Patienten sie behandeln, auf der Normal- und Intensivstation, sodass immer auch klar ist, wie viele Intensivbetten gerade verfügbar sind. Das ist sicher hilfreich, um den Überblick zu behalten, ändert aber nichts am Infektionsgeschehen.
Sorgen mache ihm jedoch, dass Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) noch nicht das Geld für weiteres Personal in den Ämtern an die Kommunen überwiesen habe – obwohl es seit Monaten zugesagt sei.

Sehr geehrter Herr Kollege Lauterbach,

der Unterzeichner hofft, dass Sie die Teststrategie wenigstens teilweise übernehmen können, bestehend aus: Frühdiagnostik von Hotspots plus Nachweis von Mutanten in Kläranlagen, Diagnostik innerhalb von Hotspots mit PCR inkl. Pool-Tests, plus Ct-Wert plus Antikörper-Titer.

Nach einem Jahr vertaner Zeit durch Ihren Vorgänger wünschen wir Ihnen viel Erfolg in Berlin und senden beste Grüße

R. Zander (80, parteilos)

|   Deutschland
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