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Deutsches Presserecht – Trennung von Information und Meinung


Prof. Dr. med. Rolf Zander
Mail: cr-zander@widersprueche.eu
Web: www.widersprueche.eu

Herrn
Giovanni di Lorenzo
Chefredakteur Die Zeit
20095 Hamburg
per E-Mail

Herrn
Wolfgang Krach
Chefredakteur Süddeutsche Zeitung
81677 München
per E-Mail

Deutsches Presserecht – Trennung von Information und Meinung 

17. März 2025

Sehr geehrter Herr di Lorenzo,
sehr geehrter Herr Krach,

diese Form des Offenen Briefes an Sie ist notwendig geworden, weil Sie eine Pressemitteilung vom 21.11.2024 trotz mehrmaliger Erinnerung nicht kommentieren wollten.

Der Anlass: Ein Zeitungsleser reicht beim Presserat eine Beschwerde zur strikten Trennung von Information und Meinung ein, der Presserat teilt – mit Kenntnis des neuen Sprechers Manfred Protze – mit: Der Deutsche Presserat weigert sich, eine Beschwerde zur Frage der „Trennung von Information und Meinung“ zu prüfen, weil diese Frage im „Kodex des Presserats“ nicht vorhanden ist.

Die Fakten:

  • Der Deutsche Presserat ist die Freiwillige Selbstkontrolle der Printmedien und deren Online-Auftritte in Deutschland. Anhand von Beschwerden überprüft er die Einhaltung ethischer Regeln im Journalismus, die im Pressekodex festgehalten sind. Er hat die Aufgabe, das Ansehen der deutschen Presse zu wahren und gleichzeitig die Pressefreiheit zu schützen.
  • Kennzeichnend für die bundesdeutsche Journalismuslehre nach 1945 ist die vom amerikanischen Journalismus übernommene Trennung von Information und Meinung.

Sehr geehrte Herr di Lorenzo, 

will man sich über diesen Sachverhalt informieren, liefert die „DIE ZEIT Medien verstehen 2024/25“ die Antwort: „Kommentare sind frei, Fakten sind heilig“ »Comment is free, facts are sacred.« Charles Prestwich Scott (1846 – 1932), britischer Journalist, Verleger und Politiker.

Sehr geehrter Herr Krach,

Ihre Zeitung trennt sehr konsequent die Meinung per Überschrift auf den Seiten 4 oder/und 5 von den anderen Informationen, manchmal so konsequent, dass am 15.03.2025 eine Seitenhälfte oben mit Meinung überschrieben wird, während unten die Politik, also Information, angekündigt wird. 

So weit so gut, aber diese Grundsätze gehen dann bei der Seite Wirtschaft verloren. Offensichtliche Kommentare, also Meinungen, werden nicht als solche gekennzeichnet. 

Aktuelle SZ-Beispiele: 

  • 01.03.2024: ZUKUNFT DER LANDWIRTSCHAFT – Oje, CSU – Die Christsozialen haben schon die Bahn ruiniert. Muss man ihnen auch noch die Natur überlassen?
  • 11.03.2025: TARIFKONFLIKT IM ÖFFENTLICHEN DIENST – Die Gewerkschaften gehen zu weit
  • 12.03.2025: SONDIERUNGEN VON SCHWARZ-ROT – Keine teuren Wahlgeschenke 14.03.2025: BATTERIEFABRIKEN FÜR DIE AUTOINDUSTRIE – Deutschland braucht Northvolt nicht
  • 15.03.2025: WENIGER GEWINN IN DER AUTOINDUSTRIE – Zu viel Krise

Sehr geehrte Herren di Lorenzo und Krach,

obwohl die amerikanische Pressefreiheit akut in höchster Gefahr ist, erdreistet sich US-Vizepräsident J.D. Vance, die europäischen Verbündeten auf der Münchner Sicherheitskonferenz ungewöhnlich scharf zu kritisieren: „Die Redefreiheit ist in Europa auf dem Rückzug.“ 

Sie beide und Ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen sind aufgerufen, die Trennung von Information und Meinung konsequent – auch im Pressekodex – zu praktizieren, damit wir nicht Gefahr laufen, dass uns die Meinung morgen als Fake-Information über die Künstliche Intelligenz um die Ohren fliegt.

In diesem Sinne zur Reform des Pressekodex mit besten Grüßen

R. Zander (83, parteilos)

|   Deutschland
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